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Digitale Gesundheit für alle

Design und Gender im Gesundheitswesen

Von Stereotypen zu Inklusion

Ausgehend von Ramona Kaiser und Dustin Hesse Artikel über geschlechtsspezifische Unterschiede im Gesundheitsverhalten habe ich mich mit der Frage beschäftigt, wie und ob Design eine inklusivere Nutzung fördern kann.

Wahrscheinlich hat jeder von uns eine Vorstellung davon, was besonders weibliches und was besonders männliches Design ausmacht. Dass dies nicht nur Klischees sind, sondern sich tatsächlich auf die Nutzung auswirken, ist durch verschiedene Studien belegt.

Aber was bedeutet eigentlich feminines bzw. maskulines Design?

❤️ Ästhetische Vorlieben

Laut einem Research Paper im International Journal of Design [1] bevorzugen Frauen tatsächlich eher organische Formen, während Männer zu regelmäßigen, geometrischen Formen tendieren.

Das hat Auswirkungen auf das Design: Frauen tendieren zu komplexeren und detailreicheren Designs, während Männer einfachere und klarere Designs bevorzugen. Dies wirkt sich auch auf die Typografie aus, wo klare, fette Schriften eher als männlich, Schriften mit vielen Details wie Serifenschriften eher als weiblich wahrgenommen werden. [2] Sidefact: Im Webdesign war lange Zeit die vorherrschende Meinung, dass serifenlose Schriften (Sans-Serif) aufgrund ihrer Klarheit und Einfachheit besser für digitale Bildschirme geeignet sind, besonders bei niedrigeren Auflösungen. Allerdings hat sich diese Ansicht mit der Zeit gewandelt, vor allem aufgrund der fortschreitenden Technologie und der höheren Bildschirmauflösungen moderner Geräte.

🎨 Farbe

Zuerst die gute Nachricht: Blau, das im Gesundheitsbereich so häufig verwendet wird, schneidet bei beiden Geschlechtern sehr gut ab, wobei Männer grundsätzlich kühle Farben wie Blau, Grün, aber auch Grau und Schwarz bevorzugen. Warme Farben wie Rot, Purpur und deren Schattierungen schneiden dagegen bei Frauen deutlich besser ab.[3]

Frauen sind auch empfänglicher für Nuancen innerhalb einer Farbe, d.h. sie können feinere Unterschiede in Farbton und Farbsättigung wahrnehmen.

Wichtig ist auch, dass der Anteil der Farbfehlsichtigen bei Männern mit fast 10% deutlich höher ist als bei Frauen (1%), d.h. auch größere Unterschiede zwischen Farben werden nicht wahrgenommen.

Dabei ist zu beachten, dass individuelle Präferenzen deutlich von den Durchschnittswerten abweichen können. Auch ein anderer kulturelle Hintergrund kann hier zu deutlich anderen Ergebnissen führen.

🔎 Vergleich DiGas und Health-Apps

Vergleich man jetzt die aktuelle im Verzeichnis gelisteten DiGas mit den 10 beliebtesten Sport und Health Apps im Appsstore, zeigt sich folgendes Bild:

👩💻 Abgebildete Personen

Digitale Gesundheits-Apps zeigen eine vielfältigere Darstellung der Geschlechter (48% nur Frauen, 12% nur Männer, 24% beide Geschlechter, 16% keine Personen oder neutrale Abbildungen) im Vergleich zu Gesundheits-Apps, die sich auf eine universelle Ansprache konzentrieren (100% beide Geschlechter oder keine abgebildeten Personen). Das ist insofern bemerkenswert, das sich das bei DiGas auch in den höheren weiblichen Nutzerzahlen wiederspiegelt. Hier könnte eine breitere (oder neutralere) Ansprache sicher helfen.

🎨 Farben

Die Farbgestaltung in digitalen Gesundheits-Apps ist ausgewogener zwischen geschlechtsspezifischen (36% eher männlich, 15% eher weiblich,) und neutralen Farben (49%) im Vergleich zu Gesundheits-Apps, die eine neutrale Farbpalette bevorzugen (80% komplett neutral, 20% eher männlich durch dunklen Modus).

📖 Typografie

Die Verwendung von fetten, serifenlosen Schriften ist in beiden Kategorien hoch (90% bei digitalen Gesundheitsanwendungen, 90% bei Gesundheits-Apps), was auf eine Präferenz für Klarheit und Lesbarkeit hindeutet. Die geringere Vielfalt in der Typografie bei den Gesundheits-Apps (nur eine App hatte eine deutlich andere Schriftart durch eine abgerundete Schriftart), zusammen mit den sehr ähnlichen Farbpaletten hat (leider) zur Folge, dass sie sich alle extrem ähnlichsehen. Das ist per se schlechtes, aber aus einer Branding-und Markenperspektive durchaus kritisch zu sehen.

🖼️ Illustrationen

Beide Kategorien nutzen aktiv Illustrationen, wobei digitale Gesundheits-Apps eine größere Vielfalt aufweisen (46% Illustrationen, dekorative Elemente und 3D-Visualisierungen). Dies kann auf einen kreativeren oder thematisch breiteren Ansatz hindeuten, um komplexe Gesundheitsinformationen zugänglich und ansprechend zu machen.

👉 Abgerundete Ecken

Die Präferenz für abgerundete Ecken ist sowohl bei DiGas als auch bei Health Apps erkennbar, bei Health Apps (80% ja) jedoch stärker ausgeprägt als bei Digital Health (66%).

💡Fazit

Besonders für die Gestalter von digitalen Gesundheitsanwendungen gilt: Setzt euer Design bewusst ein. Auch wenn der direkte Vergleich mit Health Apps eine erfreuliche Vielfalt in der Gestaltung, gegenüber der recht uniformen Optik vieler Health-Apps zeigt, habe ich mich oft gefragt, ob die Entscheidungen bewusst und auf die Zielgruppe ausgerichtet getroffen wurden.

💡 Design, das Geschlechtsunterschiede berücksichtigt ist nicht nur eine gestalterische Spielerei, sondern können einen erheblichen Unterschied in der Wahrnehmung und Nutzung eurer App durch verschiedene Zielgruppen machen.

👇 Habt ihr Erfahrungen oder weitere Einsichten zum Thema? Teilt sie mit uns!

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💜 Weitere Artikel rund um das Thema #UX im eHealth-Bereich gibt es auf unserem Blog von Ramona Kaiser, Dustin Hesse und mir hier: https://uxhealth.tech

Quellen

[1] https://www.ijdesign.org/index.php/IJDesign/article/view/71/76

[2] https://marie-boulanger.com/xx-xy-1

[3] https://www.lacke-und-farben.de/presse/pressemeldungen/die-lieblingsfarbe-der-deutschen-ist-blau

Weiterlesen:

https://www.pharmazeutische-zeitung.de/arztkittel-entscheidet-ueber-vertrauen-138641/

https://jamanetwork.com/journals/jamasurgery/fullarticle/2800340

https://www.researchgate.net/publication/254608914_Gender_Differences_in_Website_Design_Implications_for_Education

Analyse DiGa

Dargestellte Personen: 48% nur Frauen, 12% nur Männer, 24% beide Geschlechter, 16% neutral

Farben: 15% eher weiblich, 36% eher männlich, 49% neutral

Typografie: Fett serifenlos 90%, 28% Fett Serifen, 27% Regular 27%, 7,4 abgerundet, 1 Mal Schreibschrift

Illustrationen: 46% Illustrationen, dekorative Elemente und Illustrationen 46%, 2 gar keine, 2 3D Visualisierungen

Abgerundete Ecken: 66% ja, 34% nein

Analyse Health Apps

Analysiert wurden:

Samsung Health, FitbitFitbit LLC, Google Fit, Garmin Connect, YAZIO, Sleep Cycle, Medito, Adidas Run, headspace

Dargestellte Personen: 100 % Beide Geschlechter oder gar keine

Farben: 80% neutral, 20% durch dunkles Farbschema eher männlich

Typografie: 90% Fett Serifenlos, 10% abgerundet

Illustrationen: 60% Illustrationen, 10% beides, 10% dekorative Elemente, 20% keine

Abgerundete Ecken: 80% ja, 20% nein


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Ariane Vogel

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